Schleifen, Schruppen, Trennen und Schmirgeln: In der Industrie sind handgehaltene Druckluftschleifmaschinen unverzichtbare Werkzeuge für die Materialbearbeitung. Die zwei gängigsten Typen unter ihnen sind Turbinen-Winkelschleifer und konventionelle Druckluftschleifer mit Lamellenmotor. Doch welche Technik ist die bessere Wahl für Ihren Einsatzzweck? Dieser Beitrag möchte Ihnen Orientierung geben. Er erläutert die Technologie, zeigt Unterschiede und spezifische Stärken auf und bietet Tipps für die richtige Entscheidung.
Sie wollen Werkstücke möglichst effektiv von Rost, Schlacke oder Anhaftungen befreien, um zum Beispiel Schweißnähte vorzubereiten oder Oberflächen gründlich zu säubern? Sie müssen Gussteile entgraten und suchen dafür ein Werkzeug, das Ihnen die Arbeit mit maximalem Materialabtrag so schnell und effizient wie möglich erledigt? Für solche eher groben und dennoch anspruchsvollen Anwendungen bewähren sich seit vielen Jahren Druckluftschleifmaschinen von Atlas Copco. Ihre pneumatisch angetriebenen Motoren bieten eine hohe Leistungsdichte, weshalb Luftschleifer oftmals leichter, kompakter und wendiger als ihre elektrischen Verwandten sind. Das bedeutet für Sie vor allem ein einfacheres Arbeiten – und den zusätzlichen Vorteil, dass Druckluftschleifmaschinen bauartbedingt weder überhitzen noch einen Kurzschluss erleiden können.
Aus Luft wird Leistung
Die zwei verbreitetsten Antriebskonzepte bei diesen Industrieschleifern sind der Lamellenmotor und der Turbinenmotor. Beide Varianten wandeln die in der Druckluft gespeicherte potenzielle Energie durch die Ausdehnung im Werkzeug auf unterschiedliche Weise in Bewegungsenergie um. Die kinetische Energie aus der Expansion der Druckluft stellt die erforderliche Kraft zum Schleifen des Werkstücks bereit.
Technik-Check: Das passiert im Winkelschleifer
Sobald Sie den Starthebel betätigen, öffnet sich das Zuluft-Ventil und die Druckluft strömt in den Lamellenmotor ein. Hier hebt sie als `Lamellen-Unterluft´ die in einer Nut auf der Motorwelle sitzenden Lamellen an und drückt sie von innen gegen die Zylinderwand. Das dichtet die Motorkammer ab und das Ausdehnen der nachströmenden Druckluft versetzt die Motorwelle durch das Befüllen immer weiterer Kammern in eine Drehbewegung. Diese wird über ein Winkelgetriebe auf die Abtriebswelle und damit auf das Schleifmittel übertragen.
Bei einem Turbinenmotor ist das Funktionsprinzip vergleichbar, weicht jedoch in einem entscheidenden Punkt von einem Lamellenmotor ab:
„Beim Eintreten in die Turbine trifft die expandierende Druckluft nicht auf Lamellen, sondern durchströmt die auf einem Rotor angeordneten Turbinenschaufeln“, erläutert unser Produktmanager Kevin Pietrucha: „Gegenüber dem ständigen Wechsel zwischen Füllen und Leeren einer Motorkammer fließt die Luft kontinuierlich durch die Turbine und wird auf ihrem Weg mehrmals wellenförmig umgelenkt. Das macht diese Antriebsart leiser und zugleich leistungsstärker. Ihr Wirkungsgrad ist höher und der spezifischen Druckluftbedarf messbar niedriger.“
“Turbinenantriebe und Lamellenmotoren stellen zwei Technologien dar, die unterschiedliche Anwenderbedürfnisse abdecken. Atlas Copco bietet beide an, und stellt für jeden Schleifeinsatz die optimale Lösung bereit.”
Kevin Pietrucha Produktmanager für Materialbearbeitungswerkzeuge
Turbos für höchste Produktivität und weniger Verschleiß
Turbinenschleifer sind auf höchste Leistung ausgelegt. Bei Atlas Copco erkennt man sie an der Typenbezeichnung GTG. Das steht für „Geared Turbine Grinder“ (= Turbinen-Schleifmaschine mit Getriebe). Die langlebigen Werkzeuge sind echte Spezialisten, wenn es um maximalen Materialabtrag in kürzester Zeit geht. Mit Abgabeleistungen von bis zu 4,5 Kilowatt an der Abtriebswelle zählen Turbinen-Winkelschleifer zu den stärksten handgehaltenen Materialbearbeitungswerkzeugen überhaupt. Über das Mehr an Leistung hinaus profitieren Anwender bei der Turbo-Technik außerdem von weniger Wartungsbedarf: „Während Lamellen beim Drehen des Motors durch ihren permanenten Kontakt mit der Zylinderwandung einem natürlichen Verschleiß unterliegen, arbeitet ein Turbinenantrieb in seinem Innern berührungslos“, erklärt Schleifer-Experte Kevin Pietrucha. „Das minimiert den Wartungs- und Instandhaltungsaufwand, denn die Schaufeln können nicht durch Kontaktreibung verschleißen.“ Voraussetzung für den reibungslosen Betrieb ist die Versorgung der Werkzeuge mit gefilterter Druckluft ohne schädliche Schmutzpartikel.
Lamellenschleifer – die bewährten Generalisten
Jeder Anwender hat seine individuellen Bedürfnisse und längst nicht jeder Schleifmaschinen-Einsatz erfordert das absolute Leistungsmaximum. „Deshalb haben auch die seit Jahrzehnten bewährten Schleifmaschinen mit Lamellenmotor weiterhin ihre Daseinsberechtigung“, unterstreicht Kevin Pietrucha: „Winkelschleifer mit Lamellenmotor sind die Allrounder für die Oberflächenbearbeitung. Sie sind einfacher in ihrem Aufbau, was sie kostengünstiger in der Anschaffung macht, und sie sind etwas weniger anspruchsvoll, was die Druckluftqualität angeht.“ Wer nicht permanent unter Höchstlast schleifen muss, wird in unserem umfassenden Sortiment an Lamellen-Winkelschleifern das passende Werkzeug für seine jeweilige Applikation finden. „Hinzu kommt, dass wir die vermeintlich altmodischen Lamellenmotoren kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert haben. Dadurch bieten die durchzugsstärksten LSV-Modelle inzwischen bis zu 1,9 kW Leistung. Und damit sind sie fast so stark, wie eine kleine Turbinenschleifmaschine!“
Fingerzeige zur Werkzeugwahl
Für die Wahl des bestmöglichen Werkzeugs für Ihren Einsatz können Ihnen drei Fragen helfen, Ihren Bedarf und die Anforderungen Ihrer Anwendung noch besser einzuschätzen:
Wieviel Platz steht für die Schleifaufgabe zur Verfügung?
Bei schwieriger Zugänglichkeit zur Schleifstelle eignen sich kompakte Werkzeuge, die gerade unter beengten Platzverhältnissen ein flexibles Arbeiten ermöglichen.
Wie umfangreich sind die Schleifaufgaben und in welcher Zeit sollen sie erledigt werden?
Für eine serienmäßigen Materialbearbeitung empfiehlt es sich, leistungsstarke Werkzeuge zu wählen, um mit hohem Materialabtrag in kurzer Zeit möglichst produktiv und wirtschaftlich zu arbeiten.
Über welchen Zeitraum hinweg sind die Mitarbeiter mit dem Schleifen beschäftigt?
Bei einer längeren täglichen Schleifarbeit über Stunden hinweg ist die Wahl eines ergonomisch vorteilhaften Werkzeugs dringend geboten. Bei Atlas Copco finden Sie beispielsweise Schleifmaschinen mit einem automatischen Unwuchtausgleich (Autobalancer) und weiteren konstruktiven Merkmalen zur Vibrationsdämpfung, die das Risiko von vibrationsbedingten Erkrankungen minimieren.
Für alle Ihre Fragen rund um eine wirtschaftliche und ergonomische Materialbearbeitung stehen Ihnen Ihre Atlas-Copco-Ansprechpartner gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Lassen Sie uns wissen, was wir für Sie tun können, und wir melden uns bei Ihnen.