Ausräumen von Mythen der pneumatischen Überdruck-Förderung
Wenn mehr weniger sein kann
Wenn die Produktivität eines pneumatischen Überdruck-Fördersystems sinkt oder die Produktion an einem Standort zugenommen hat und das System mehr Material transportieren soll, neigen Bediener zunächst häufig dazu, den Durchfluss oder den Druck der Druckluft zu erhöhen. Das ist auch verständlich, weil dies eine einfache und kostengünstige Lösung zu sein scheint. Leider ist eine Erhöhung des Durchflusses oder des Drucks des Gebläses oder Kompressors (oder einfach das Hinzufügen eines weiteren) selten die beste Lösung und kann in vielen Fällen sogar zu Problemen wie Verstopfungen führen. Der Grund dafür ist, dass bei pneumatischen Überdruck-Fördersystemen mehr weniger sein kann.
Verstopfungen, hohe Energiekosten und Entladezeiten: Problemerkennung
Stellen Sie sich vor, Sie gießen Material in einen Trichter. Ein gleichmäßiger Durchfluss stellt sicher, dass das Material gleichmäßig durch das schmale Ende fließt. Wird jedoch zu viel Material gleichzeitig hinzugefügt, verstopft dieses schmale Ende. Das bedeutet, dass in unserem Beispiel eine größere Trichteröffnung erforderlich wäre, um die zu transportierende Materialmenge zu steigern. Und erst nach der Vergrößerung der Trichteröffnung trägt ein größerer Durchfluss dazu bei, dass mehr Material transportiert wird.
Dies ist mit einem pneumatischen Fördersystem vergleichbar. In den meisten Fällen müssen Sie zunächst nicht die Größe, den Druck oder den Durchfluss des Gebläses oder Kompressors erhöhen, sondern vielmehr den Durchmesser der Rohrleitung.
Wenn Sie also feststellen, dass die Leistung Ihres pneumatischen Fördersystems nachlässt, müssen Sie zunächst das Problem identifizieren.
In einigen Fällen stellen Sie möglicherweise fest, dass ein Leck das Problem verursacht, oder Ihre Druckluftanlage einfach zu alt ist. Eine Erhöhung des Durchflusses oder Drucks ist in diesen Fällen ebenfalls keine gute Lösung. Wenn ein Leck vorliegt, verschwendet dies nur Energie, und wenn das Gebläse zu alt wird, muss es ausgetauscht werden. Die gute Nachricht ist, dass in beiden Fällen keine neuen Rohrleitungen installiert werden muss, was viel zeit- und kostenintensiver wäre.
Um Ihnen bei der Behebung dieser Probleme und der Optimierung der Systemleistung zu helfen, sehen wir uns die häufigsten Mythen und Fehleinschätzungen im Zusammenhang mit der pneumatischen Förderung einmal an.
Mythos Nr. 1: Indem Sie den Durchfluss erhöhen, können Sie mehr Material transportieren
Das ist fast immer falsch. Da die Größe der Rohrleitung bei der Bestimmung der Materialmenge, die bewegt werden kann, wesentlich wichtiger ist als die Durchflussrate, führt eine Erhöhung des Durchflusses häufig zu unnötigen Verstopfungen, die Ihren Betrieb stören und kostspielige Verzögerungen verursachen können. Erst nachdem der Durchmesser der Rohrleitung auf die richtige Größe eingestellt wurde, kann ein größerer Durchfluss Ihnen dabei helfen, mehr Material reibungslos und effizient zu bewegen.
Mythos Nr. 2: Indem Sie den Druck erhöhen, verbessert sich die Leistung Ihres pneumatischen Überdruck-Fördersystems
Dies ist im Wesentlichen aus den gleichen Gründen ebenfalls falsch. Es ist nicht möglich, mehr Material durch eine Rohrleitung und ein pneumatisches Fördersystem zu drücken als die Menge, für die es vorgesehen ist. Wenn es zu Verstopfungen kommt oder die Leistung nicht mehr ausreichend ist, liegt die Ursache höchstwahrscheinlich entweder in einem Fehler im Systemdesign oder in einem Gebläse oder Kompressor, der keinen optimalen Druck und Durchfluss mehr liefert.
In diesem Fall ist der Austausch des Gebläses (statt eines größeren) oder die Einstellung Ihres Systems die bessere Lösung.
Mythos Nr. 3: Um die Leistung Ihres pneumatischen Fördersystems zu steigern, müssen Sie lediglich den Durchmesser der Rohrleitung erhöhen
Es stimmt zwar, dass die Vergrößerung des Durchmessers der Rohrleitung oft die einzige (oder sicherlich beste) Möglichkeit ist, das Materialvolumen zu erhöhen, das Ihr System transportieren kann. Sobald Sie diesen Schritt vornehmen, ist es gut möglich, dass Sie dann auch ein größeres Gebläse oder einen größeren Kompressor benötigen.
Der Grund liegt auf der Hand: Größere Rohrleitungen bedeuten, dass mehr Druck und Durchfluss erforderlich sind, um das Material zu bewegen – insbesondere, weil es mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt werden muss, um Verstopfungen zu vermeiden. Wenn das volle Potenzial im vorherigen Druckluftsystem nicht vollständig ausgenutzt wurde, dann ist es möglicherweise in der Lage, größere Rohre zu handhaben. In vielen Fällen ist jedoch eine Aufrüstung Ihrer Druckluftanlage erforderlich.
Mythos Nr. 4: Die Verwendung eines Mitteldruck-Kompressors mit Zusatzausrüstung ist besser als die Verwendung eines Gebläses oder Niederdruck-Kompressors
Das ist absolut falsch. Da die pneumatische Förderung keinen hohen Druck erfordert, ist es nicht sinnvoll, einen Mitteldruck-Kompressor (der Luft ab 4 bar(g) und höher liefert) zusammen mit einem Druckbehälter und einem Druckreduzierer zu verwenden anstelle eines Niederdruck-Kompressors oder eines Gebläses (der Luft aus atmosphärischem Druck bis 4 bar liefert). Selbst wenn dieses Mitteldruck-Gerät an Ihrem Standort bereits vorhanden ist und zum Beispiel die Ventile mit Druckluft steuert, ist es in der Regel immer noch kostengünstiger, für Ihre pneumatischen Förderanwendungen in ein spezielles Niederdrucksystem zu investieren.
Der Grund liegt auf der Hand: Der größere Kompressor verbraucht wesentlich mehr Energie, was Ihre Betriebskosten erhöht. Die Investition in einen Kompressor der richtigen Größe ermöglicht dank der Energieeinsparungen in den meisten Fällen eine schnelle Kapitalrendite. Pro 1 bar, die die Druckverdichtung über dem eigentlichen Bedarf liegt, wird 7 % der Energie verschwendet.
Mythos Nr. 5: Lkw-montierte Kompressoren können diese Aufgabe ebenso erledigen wie externe Kompressoren, und wenn dies nicht der Fall ist, kann einfach ein externer Kompressor hinzugefügt werden
Lkw-montierte Kompressoren, z. B. für Zementtransporter, sind oft keine ideale Lösung, da sie ein „Standardprodukt“ sind und nicht für die jeweilige Anwendung ausgewählt wurden. Sie sind sehr klein und haben einen niedrigen Druck und Durchfluss, was bedeutet, dass sie für die Aufgabe nicht geeignet sind.
Es ist viel besser, für die Aufgabe einfach ein externes Gebläse oder einen externen Kompressor zu verwenden, mit denen die Lade- und Entladezeiten erheblich verkürzt und ein reibungsloser Betrieb sichergestellt werden kann.
Einige Benutzer entscheiden sich dafür, einen zweiten Kompressor oder ein zweites Gebläse hinzuzufügen, um den auf dem Lkw montierten Kompressor zu unterstützen. Dies hat aber keine Vorteile. Im Gegenteil, es kann zu einigen der oben genannten Verstopfungsproblemen führen.
Die richtige Entscheidung treffen
Wenn Sie nicht diesen verbreiteten Mythen und Fehleinschätzungen erliegen und bei der Bewertung Ihres pneumatischen Fördersystems und beim Treffen von Investitionsentscheidungen diese Informationen im Hinterkopf behalten, können Sie viel Geld sparen und mit weniger mehr erreichen.